Konradsblatt: Zehn Jahre ökumenische Autobahnkapelle im Hegau

2015-08-1 Konradsblatt

Eine der beiden Autobahnkirchen im Erzbistum Freiburg beging in diesen Tagen ihr zehnjähriges Bestehen. Am 15. Juli 2005 weihten Landesbischof Ulrich Fischer und Weihbischof Paul Wehrle die ökumenische Autobahnkapelle im Hegau ein. Die Kapelle hat auch zehn Jahre nach ihrer Einweihung nichts von ihrer klösterlichen Strenge am Rande beziehungsweise in unmittelbarer Nähe modernen Lebens verloren.

Drei Kreuze beherrschen das Bild: ein 13 Meter hohes Kreuz am Eingang; die vier quadratischen Scheiben der zum Eingangskreuz hingewandten Fensterfront bilden ein zweites Kreuz, auf der südlichen Rückseite der Apsis setzt sich ein ähnliches, gleichschenkeliges Kreuz in schmalen Glasbändern ab – und ein viertes Kreuz, wenn man so will, zeigt sich als Spiegelung auf der Fensterfront (siehe Titelbild dieser Ausgabe).

Die „Emmauskapelle“, wie sie auch genannt wird, mutet in ihrem Stil und ihren Formen archaisch an. Der Raumeindruck bleibt auch dem gelegentlichen auswärtigen Besucher in nachhaltiger Erinnerung: Kapelle und Vorplatz sind von einer Mauer umgeben, die das Ganze zu einem geschützten Raum werden lassen. Auf der Ostseite kann man die Kapelle über einen überdachten Pfeilergang, einem Kreuzgang nicht unähnlich, trockenen Fußes erreichen.

Altar und Ambo bilden eine Elipse. An der westlichen Innenwand hängen drei Bildtafeln des Sigmaringer Künstlers Bernhard Maier, die die Ernmausgeschichte erzählen. Eine Pieta aus dem 17. Jahrhundert steht in einem spannungsreichen Kontrast zur modernen Formensprache der gesamten Anlage.

Aus Anlass von „Zehn Jahre Autobahnkapelle im Hegau“ fand am 18. Juli eine ökumenische Feier statt – Mitwirkender wie vor zehn Jahren war auch der inzwischen emeritierte Weihbischof Paul Wehrle. Dieser deutete die Autobahnkapelle als einen Ort der Unterbrechung: Je rasender die Abläufe, desto notwendiger sei die Unterbrechung. Je organisierter und geregelter die Zusammenhänge seien, desto notwendiger das Ausbrechen. Autobahnkirchen seien solche Orte der Unterbrechung, Oasen an den Wüstenstraßen des Lebens.

Oder einer jener „Anders-Orte“, nach denen die Menschen sich sehnen. Jesus Christus sei, so Wehrle, „der Andersort Gottes mitten in unserer Welt“. Mit anderen Worten „die Einladung und Chance, zur eigenen Identität im Horizont Gottes und inmitten der Mobilität und Pluralität unsererTage zu finden“. Orte dieser Art gebe es nicht nur an den Autobahnen, sondern auch in Krankenhäusern, Gefängnissen, etlichen Fußballstadien …

Der Tisch des Wortes (im Vordergrund) und der Tisch des Brotes (im Hintergrund links) - das gottesdienstliche Geschehen in der ökumenischen Autobahnkapelle im Hegau vollzieht sich zwischen diesen beiden Punkten einer Elipse.
Der Tisch des Wortes (im Vordergrund) und der Tisch des Brotes (im Hintergrund links) – das gottesdienstliche Geschehen in der ökumenischen Autobahnkapelle im Hegau vollzieht sich zwischen diesen beiden Punkten einer Elipse. (Foto: Thomas Wöhrstein)

Quelle: Konradsblatt