Südkurier: Überraschende Sanierung der Autobahnkapelle wird teuer

Arbeiten an Autobahnkapelle auf Engener Höhe kosten 100.000 Euro.

Eine böse Überraschung erlebte die Mitglieder des Trägervereins der Autobahnkapelle Im Hegau auf Engener Höhe. Schon zehn Jahre nach Eröffnung muss die Kapelle saniert werden. „Da waren einige unserer Mitglieder im negativen Sinne erstaunt. Vor allem über die hohen Sanierungskosten von etwa 100.000 Euro“, räumt Dekan und Engener Stadtpfarrer, Matthias Zimmermann, als Vorsitzender des Trägervereins ein. „Es kommt nun zum Tragen, dass die Kapelle in Leichtbauweise erstellt wurde. Die Außenwände sind schon geschwärzt“, schildert Zimmermann. Und im Innern der Kapelle habe es Schimmelbefall gegeben.

Der Verein sei schuldenfrei, nachdem die Baukosten der Autobahnkapelle mühsam, auch über Spenden, zurückbezahlt worden seien. „Nun sind wir wieder auf finanzielle Zuwendungen angewiesen. Nach dem Rücklagenstand müssen wir etwa die Hälfte der Kosten finanzieren“, berichtet der Dekan.

Noch lange vor seinem Wirken als Stadtpfarrer von Engen hatte es um den Bau der Autobahnkapelle mächtig Zoff gegeben. Ein favorisiertes Kuppel-Modell eines ungarischen Architekten wurde abrupt verworfen, als dessen Umsetzung plötzlich mehrere einhunderttausend Euro teurer wurde. Etliche Mitglieder kehrten dem Verein daraufhin verärgert den Rücken. Nach einem Architekturwettbewerb setzte sich der jetzige Bau durch. „Die Firma, die damals die Kapelle gebaut hat, gibt es nicht mehr. So können wir niemand haftbar machen“, betont der Dekan.

Das Architektur- und Ingenieurbüro Gionka/Nägele mit Sitz in Singen-Friedingen hat sich auf Renovierungen von öffentlichen Gebäuden, wie Hegauer Kirchen, spezialisiert. Sie führt auch die Sanierung der Autobahnkapelle aus. „Das Problem war, dass der Leichtbeton weitgehend naturbelassen wurde, damit die Kapelle die Kalkstein-Farbe behält“, erklärt Alexander Gionka, einer der beiden Geschäftsführer.

Der Beton sei anfällig gegen Feuchtigkeit und gegen Verschmutzung der Fassade, gerade an exponierter Stelle, wie an der Autobahn. Bei zuviel Feuchtigkeit könne die Stahlkonstruktion rosten und die Standfestigkeit gefährden. „Mit speziellen Behandlungen haben wir den Beton grundiert und mit einer Schutzlasur überzogen. Über Jahrzehnte sollte es keine Probleme mehr geben“, so Gionka. „Wir befreiten den Innenraum der Kapelle von Schimmel, der durch zu hohe Luftfeuchtigkeit entstand“, so Gionka. Das sei typisch für Kirchen und Hallen, weil die durch die kurzeitige Besucherbelegung schwer zu beheizen seien und ein gutes Belüften oft fehle.

„Die Autobahnkapelle soll weiterhin unser Leuchtturm sein“, erklärt Matthias Zimmermann „Als Besonderheit wird sie wohl als einzige in Deutschland privat über einen Verein geführt. Und sie agiert konfessionsübergreifend. So werden regelmäßig ökumenische, katholische und evangelische Gottesdienste angeboten“, sagt der Dekan. Unzählige Besucher steuerten die Kapelle an, indem sie auf der Rast ihrer Autofahrt die stille Andacht suchten. „Über eine halbe Million Besucher, 200 000 angezündete Kerzen und 24 dicht beschriebene Fürbittbücher sprechen eine deutliche Sprache über die Beliebtheit dieses Gotteshauses“, verrät Zimmermann.

Albert Bittlingmaier, Südkurier