Der Ort: In einer Jahrtausend alten Kulturlandschaft ein Platz zum Verweilen und Träumen. Durch die Maxime unserer Zeit (schneller, höher, weiter zu Wasser, zu Lande, in der Luft und im All) zerschnitten durch ein lärmendes und stinkendes Band, geschändet durch eine Wüstenei aus Asphalt und Blech.
Autobahn: Der Weg von A nach B, Schnelligkeit, angespannte Konzentration, begrenztes Blickfeld, Lärm, Unruhe und Stress.
Die Kapelle am Weg: Ein Ort der inneren Einkehr, Ruhe und Verweilen, Besinnung. Der Blick weitet sich für das Wesentliche.
Ein Zeichen am Weg, von weitem zu erkennen, ein „Hochkreuz“. Das Bauwerk, über die Böschungskante hinausgelehnt, längsgerichtet die Autobahn begleitend, ist weit nach Nord-Osten an die Fernstrasse gerückt und beeinträchtigt so nicht den freien Blick auf das Landschaftspanorama von Hegau, Bodensee und Alpen. Gleichzeitig wird dadurch der Lärm von der Autobahn weitgehend abgeschirmt. Eine geschnittene Hecke im Vorderbereich unterstützt dieses Bestreben.
Der „Weg“ führt vom Rasthof als auch von Süden zur Kapelle. Introvertiert und archaisch die Gebäudekomposition selbst. Die Hektik und das Laute bleiben vor der Türe, auch die spektakuläre Landschaft und das fast unbegrenzte Panorama. Eine „Pforte“ schafft Zugang und verhilft zum bewussten Eintreten. Der Innenhof mit dem gedeckten Pfeilergang schützt vor Ablenkung und Gaffern. Gleichzeitig ein Ort zur Meditation und Erweiterung der Kapelle. Die durchgehende „Pfeilerwand“ begleitet und führt zur Kapelle. Licht fällt über die Dachverglasung auf den „Weg“ und leuchtet.
Die Kapelle, ein längsgerichteter Raum mit quadratischem Querschnitt, zum Innenhof hin geöffnet. Über der „Pfeilerwand“ als „Obergaden“ die transluzente Verglasung. Kreuzsymbole auf den beiden Schmalseiten. Zum Hof: Massiv (Dunkel, Trauer). Als Altarwand: Ausgeschnitten, klar verglast (hell, Hoffnung). Auf der grossen Längswand eine raumbeherrschende künstlerische Umsetzung aus der Emmauserzählung als einzige wesentliche Ausschmückung des Raumes.
Materialien und Ökologie: Massive Wände und Decken aus geschüttetem Einkorn-Leichtbeton, dem Basaltmehl als Farbstoff zugegeben ist. Der Zugangsweg aus kugelgestrahltem Basaltsteinestrich. Die Böden von Hof und Kapelle ebenfalls in Basaltestrich mit Streifen aus Basaltgestein. Alle Details ruhig und auf das unabdingbar Notwendige reduziert. Ebenfalls zurückgenommen und bewusst schlicht gehalten die notwendige Einrichtung. So ist der Altar und der „Ort der Heiligen Schrift“ aus gebrochen monolithischen Basaltblöcken. Aus Holzrahmen mit Binsengeflecht sind die wenigen Stühle gefertigt. Die Kerzen in den Pfeilernischen stehen auf Metallböden. Das ökologische Konzept ist abgestimmt auf die spezifischen Anforderungen des Gebäudes in seinem Umfeld:
– kompakte, monolithische, im Unterhalt einfache Bauweise
– Regenwasserversickerung im Gelände
– wartungsarmes, ressourcenschonendes Heizsystem mit Wärmepumpe.
Als Pate zum Entwurfsgedanken stand nicht die beschwingte und üppige Barockkapelle, sondern vielmehr die Gefahr abwendende und beschützende Urform einer kleinen frühchristlichen Klosteranlage.