In luftiger Höhe gegen die Flecken

Dunkle Streifen an allen Außenwänden der Autobahnkapelle Engen stellten die Mitglieder des Trägervereins vor ein Rätsel. Einige von ihnen griffen kurzerhand zur Selbsthilfe und sorgten mit einem Einsatz auf der Hebebühne dafür, dass der Leichtbeton wieder in der ursprünglichen Ockerfarbe erscheint. Bei Reinigungsarbeiten schaffte auch Pfarrer Gebhard Reichert buchstäblich wie ein Brunnenputzer.

VON ALBERT BITTLINGMAIER

Engen – Erst vor drei Jahren war die Emmaus-Kapelle auf Engener Höhe eingeweiht worden. Umso verwunderlicher waren die nun aufgetauchten Probleme an den Betonwänden. "Die Ursachen für die hässlichen schwarzen Streifen waren lange unerklärt", verrät der Zweite Vorsitzende des Trägervereins, Bernhard Albrecht. Neben dem Betonhersteller und dem Lieferanten der Zuschlagstoffe sei auch das Institut für Betontechnologie der Uni Karlsruhe zu einer Fachprüfung gebeten worden, so Albrecht. Eine undichte Dachpappe habe sich schließlich als Ursache herausgestellt. "Da wir diese Abdichtung aus Kostengründen vom Architekten abändern ließen, konnten wir niemand verantwortlich machen", so Albrecht.
 

Von der Hebehühne und vom Dach aus, entfernen Bernhard Albrecht (links) und Ewald Böhrer die dunklen Streifen an den Betonwänden der Engener Autobahnkapelle. Bild: sk

Er selbst und Ewald Böhrer führten die Arbeiten kurzerhand selbst aus. Sie verzichteten auf ein Gerüst, da alleine ein solches 4000 Euro gekostet hätte. So gingen die Beiden mit Hilfe einer Hebebühne in luftiger Höhe ans Werk. Nach mehrmaligen Einsätzen waren die wüsten Streifen beseitigt. Mit Tatendrang gingen auch Pfarrer Gebhard Reichert und Rudolf Hangarter zur Sache, als sie aufwändig die Granitschale des Brunnens vor der Kapelle reinigten.

"Durch solche Eigeninitiativen sparen wir viel Geld", sagt Bernhard Albrecht. Das sei auch mit ein Grund dafür, dass nur ein geringe Restfinanzierung des 640000 Euro teuren Baus übrig bleibe. Nach wie vor gebe es neben den 30-Euro-Beiträgen der 270 Mitglieder immer wieder Spenden, auch außerhalb des Vereins, für die Autobahnkapelle. Zur Finanzierung der Kapelle sowie deren laufenden Betriebs trage auch der gut laufende Verkauf der Kerzen und von Fotokarten bei. Aus dem lasse sich die Zahl der Besucher hochrechnen, die sich laut Albrecht auf etwa 1500 pro Woche belaufen. In der Urlaubszeit im Sommer seien es erfahrungsgemäß mehr Menschen, welche die Kapelle zur stillen Einkehr aufsuchten, als im Winter. "Mit den Besucherzahlen könne wir uns unter den 42 deutschen Autobahnkapellen sehen lassen", ist Albrecht überzeugt. Bereits das neunte, jeweils 200-seitige Fürbitten-Buch, sei in der Kapelle ausgelegt, verkündet Albrecht eine weitere frohe Botschaft. Darin enthalten seien Dankesworte, aber auch viele Bitten um göttliche Hilfe. Um diesen Nachdruck zu verleihen, werden einzelne Passagen von Fürbitt-Bücher auch in verschiedene christliche Gruppierungen, wie den Gebetskreis Engen, hineingetragen.

Rudolf Hangarter (links) und Pfarrer Gebhart Reichert beim Reinigen der Granitschale des Brunnens.

"Die Gottesdienste, die jeden Sonntag um 11 Uhr stattfinden, werden sehr gut angenommen", betont Albrecht. Sie seien durchwegs ökumenisch, einmal im Monat werde eine katholische Eucharistiefeier angeboten. "Die Gottesdienste werden ausnahmslos von pensionierten Pfarrern abgehalten. Das hat auch den großen Vorteil, dass wir sie nicht bezahlen müssen ", so Albrecht. Die Autoahnkapelle wolle mit den Messen nicht in Konkurrenz zu anderen Kirchen treten, sondern sehe sich als Ergänzung.

Es fänden immer wieder besondere Gottesdienste statt, so wie für Motorradfahrer, die sich vor der Saison vor allem den Segen für ihre Gefährte wünschten. "In diesem Jahr hatten jeweils an die 70 Motorradfahrer aus den Landkreisen Konstanz und Tuttlingen an zwei Gottesdiensten teilgenommen", berichtet Albrecht.
Südkurier, 21.08.2008