Schon über 450.000 Menschen besuchten die Autobahnkapelle

Engen –  An der A81 befindet sich bei der Rastanlage Hegau in Fahrtrichtung Singen eine beliebte Autobahnkapelle.

Die Autobahnkapelle auf Engener Höhe ist eine beliebte Anlaufstelle für Reisende und Menschen aus der Region, um kurzzeitig im Gotteshaus andächtig zu verharren. Vor gut acht Jahren wurde die ökumenische Autobahnkapelle namens Emmauskapelle an den Rastanlagen Hegau eingeweiht. In einer Zeit, in der Kirchen schließen müssen, Gottesdienste spärlich besucht werden und massenhaft Menschen aus der Kirche austreten, war der Bau damals ein Wagnis. Unklar war, wer die Kapelle nutzen will und wird. Doch das Engagement hat sich gelohnt, betonen die Initiatoren. Mittlerweile haben rund 450 000 Menschen den ökumenischen Ort der Besinnlichkeit besucht und die Atmosphäre genossen. 

„Viele suchen auf der Reise einen Ort der Ruhe“, sagt Gebhard Reichert. „Gerade in der Ferienzeit gibt es viele Besucher der Kapelle.“ Der Pfarrer im Ruhestand ist einer der Initiatoren der Emmauskapelle, die bewusst als schlichter Bau konzipiert wurde. Aber auch außerhalb der Reisezeiten sei die Autobahnkapelle frequentierter als so manch andere Kirche in Deutschland.

Eine, die ebenfalls auf der Reise einen Moment der Ruhe sucht, ist Hilke Janssen aus Aurich. Auf dem Weg in die Wanderferien in Österreich hält sie hier gerne an. Zum einen wegen der schönen Rastanlagen, aber auch wegen der Kapelle. „Wir sind schon neun Stunden unterwegs, und das stresst. Hier finde ich Ruhe und ein wenig Besinnung. Ich genieße diese Momente sehr“, sagt Hilke Jansen.

Ruhe, immer wieder fällt dieses Wort, wenn man Reisende auf die Autobahnkapelle anspricht. Anscheinend ist das ein Grundbedürfnis für viele. Innehalten, durchatmen, sich sammeln – Schlagwörter, die auch Gebhard Reichert häufig benutzt. Das alles scheint auf Reisen nicht mehr möglich. Daher erstaunt es letztlich nicht, dass die Emmauskapelle hoch über Engen, mit Blick in die beeindruckende Hegaulandschaft und deren Berge so gut frequentiert ist. „Manchmal braucht der Mensch etwas, wo man hin kann, wo man auch anonym bleiben kann“, vermutet Reichert.

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Jugendliche aus Elzach machten auf der Fahrt nach Italien eine Pause und bevölkerten die Autobahnkapelle bei einer Andacht. Bild: Albrecht

Auch in der Ferienzeit ist in der Autobahnkapelle viel Betrieb. So war die Emmauskapelle kürzlich proppenvoll, als eine Gruppe Jugendlicher aus Elzach und Umgebung mit drei Bussen zur Engener Höhe angereist waren. Auf der Durchfahrt nach Italien feierten über 150 Jugendliche in der Autobahnkapelle eine Andacht mit Pfarrer Brian Moser.

Vielfältige Einträge
Derzeit liegt in der Engener Autobahnkapelle das 20. Fürbittbuch aus, in das Reisende ihre Gedanken schreiben können. Die Bandbreite der Einträge ist groß: Einsätzige Fürbitten oder Worte des Danks, ganze Seiten Text, verschiedene Sprachen und Schriftarten, die von kleinen Kindern bis zu alten Leuten reichen können. Manchmal sind die Texte einfach gehalten, manchmal sehr tiefgründig. Ein Blick in die Fürbittbücher ist wie der Blick in die Seele der Reisenden. Und jeden Tag kommen neue Einträge dazu.

CHRISTIAN ARNOLD, Südkurier