Am vergangenen Sonntag wurde nicht nur mit dem Tag der Deutschen Einheit der Wende gedacht, sondern auch Erntedank gefeiert. Dabei wurde in der Autobahnkapelle in Engend deutlich: Die beiden Feiertage haben einige christliche Werte gemeinsam.
von Holle Rauser, Südkurier
Großen Anklang fand die literarisch-musikalische Andacht in der Autobahnkapelle Engen anlässlich des Tags der Deutschen Einheit am 3.Oktober. Die Andacht wurde von Pfarrer Gebhard Reichert, Eduard Ludigs und Gabriele Haunz sowie von Schülern des Hegau-Gymnasiums gestaltet. Auch Pfarrer Hans-Rudolf Bek hatte an der Vorbereitung mitgewirkt.
Pfarrer Gebhard Reichert erinnerte bei der Andacht zum Tag der Deutschen Einheit in der Autobahnkapelle Engen an die Werte wie Solidarität und Mut, die zur Wende geführt hätten, aber auch heute dringend nötig seien. Bild: Holle Rauser
„Wir möchten mit dieser Feier die Erinnerung an die Maueröffnung und die Tage zuvor wachhalten“, begrüßte Reichert die Besucher. „An die Tage, als Menschen von Kirchen aus am Abend durch Leipzig und andere Städte gezogen sind, mit dem Ruf Keine Gewalt.“
Gedanke an Frieden aktueller denn je
Den Gedanken an Frieden aufrecht zu erhalten, sei aktueller denn je. Reichert sagt: „Überall in der Welt brodelt es.“ Zusammen mit Eduard Ludigs schlug der Pfarrer einen Bogen vom Protest in der DDR über die Flutkatastrophe in diesem Sommer bis zu den dramatischen Szenen am Flughafen Kabul: Szenen, in denen Solidarität und Mut der Helfer gefragt waren.
Dazu forderte auch das gemeinsam gesungene „Selig seid ihr“ auf. Nach dem „Gebet der Vereinten Nationen“ und dem Musikstück „Wie ein seltener Stein“ wurde eine Szene aus „Josef und seine Brüder“ von Thomas Mann ins Zentrum der Feier gestellt.
Hier soll das Mädchen Serach ihrem trauernden Großvater Jaakob die frohe Botschaft verkünden, dass Josef noch lebe. Den Dialog zwischen der Sängerin und dem zweifelerfüllten Jaakob trugen Gabriele Haunz und Eduard Ludigs überzeugend vor. Ludigs beeindruckte anschließend mit dem auf Hebräisch gesungenen Psalm „Der Herr hat Großes an uns getan“.
Ein Kreis schließt sich
Zugleich stand der vergangene Sonntag auch im Zeichen des Erntedanks, an den mit „Mein Vater war ein heimatloser Aramäer“ (Deuteronomium 26,5) erinnert wurde.
Damit schloss sich der Kreis, denn Erntedank, Josefsgeschichte und Einheit, das wurde deutlich, haben Gemeinsamkeiten: Dankbarkeit und Solidarität, Brüderlichkeit und Hoffnung, Heimkehr und Wiedervereinigung gehören dazu, aber auch Demut und Versöhnung.
Quelle: www.suedkurier.de