Gemeinsame Trauer: Gedenkfeier für Corona-Opfer in der Autobahnkapelle Engen

Bei einem Gottesdienst im Rahmen des bundesweiten Trauertags für die Pandemie-Toten ging es auch um die Erfahrungen der Helfer.

von Holle Rauser, Südkurier

Mit einem Gedenkgottesdienst wurde am vergangenen Sonntag in der Autobahnkapelle Engen der Opfer der Corona-Pandemie gedacht. Hintergrund war der Aufruf des Bundespräsidenten zum bundesweiten Trauertag für die Pandemie-Opfer.

Der Gottesdienst wurde von Pfarrer Gebhard Reichert gehalten, ursprünglich sollte auch der evangelische Pfarrer Hans-Rudolf Bek die Feier mitgestalten, war aber aus gesundheitlichen Gründen verhindert. Gabriele Haunz begleitete den Gottesdienst mit Klavierspiel, Violine und Gesang.

Pfarrer Gebhard Reichert (rechts) hielt den Gottesdienst in der Autobahnkapelle anlässlich des bundesweiten Trauertags zum Gedenken an die Opfer der Corona-Pandemie. Wolfgang Heintschel und Martina Kaiser (von links) vom Caritasverband berichteten über die Erfahrungen der Helfer im Umgang mit der Pandemie.|  Bild: Holle Rauser

„Jahre, um das aufzuarbeiten“

Wolfgang Heintschel und Martina Kaiser vom Caritasverband sprachen über die Erfahrungen der Helfer und Betroffenen: „Für alle Kinder ist die Pandemie eine schwere Zeit“, so Heintschel. „Sie können keine Freunde treffen, nicht hinausgehen, sich ausprobieren“.

Oft würden gerade Kinder, die schon zuvor abgehängt waren, noch mehr zurückbleiben. „Es gibt Kinder, deren Eltern ihnen nicht helfen können, die beengte Wohnverhältnisse haben, deren Sprachschwierigkeiten sich wieder verschlechtert haben“, so Heintschel. „Wir werden viele Jahre brauchen, um das aufzuarbeiten“.

Auch die alten Menschen würden leiden. „Sie erkranken und sterben ohne Begleitung. Familienangehörige können sie nicht besuchen“. All das seien „viele kleine Tode“. „Deswegen trifft uns Corona so sehr: Das Wichtigste was wir haben, sind menschliche Begegnungen“.

Von Einsamkeit geprägt

Die vielen Wochen Quarantäne im vergangenen und diesem Jahr sei für die Bewohner von Einsamkeit geprägt gewesen, berichtete Martina Kaiser vom Betreuten Wohnen. „Auch die Mitarbeiter konnten sich nur über das Nötigste austauschen“.

Am Ende der Feier wurde die Osterkerze vor die Kirche getragen. Mit Blick auf die Hegau-Landschaft konnten alle Teilnehmer der Corona-Toten gedenken. | Bild: Holle Rauser

Das Caritas-Angebot „Zweite Hilfe inklusive“, das kostenlose Besuchs- und Begleitdienste für Menschen mit einer geistigen oder körperlichen Behinderung im Krankenhaus anbietet, sei in der Pandemie nicht mehr möglich gewesen. Drei Bewohner seien an Corona gestorben. „Nur ganz wenige durften zur Beerdigung, es war kein richtiger Abschied möglich“. Mittlerweile seien die Impfungen erfolgt, ein Lichtblick.

Überlebender malt Osterbild

Und mit dem Bild von einem ihrer Schützlinge machte Martina Kaiser ebenfalls Hoffnung: Nach Monaten auf verschiedenen Intensivstationen hatte er überlebt und ein „Osterbild“ für die Mitbewohner und Betreuer gemalt. Es symbolisiert Hoffnung und Zuversicht, wie sie auch in der christlichen Osterbotschaft vermittelt werden.

Quelle: www.suedkurier.de